Vijay Masharani: Big Casino
Vijay Masharani (*1995, lebt und arbeitet in New York und in der Bay Area, USA) arbeitet mit Video und Zeichnung. Seine Arbeiten stellen eine Verbindung zwischen kleinen Gesten und komplexen Systemen her. Sie fragen sich, welche Kräfte dazwischen wirken und was unserer Wahrnehmung entgeht, wenn wir uns ausschließlich auf Details fokussieren oder nur das grosse Ganze betrachten. Mit Mustern, die einem ständigen Wandel unterliegen, unternimmt Masharani den Versuch, dieses Wechselspiel zu analysieren und hebt dabei das Unvorhersehbare im Verlauf seiner Kompositionen hervor: innerhalb der Dauer eines Videos oder über den Produktionszeitraum einer Zeichnungsserie hinweg.
Seine Videos entstehen nicht nach einer festen Vorplanung, sondern als Montagen aus zuvor aufgenommenem, handgezeichnetem und digital erzeugtem Material, das er kontinuierlich sammelt. Die Nachbearbeitung ist für ihn ein bedeutsamer Eingriff, denn er betrachtet jedes Medienfragment als potenziell wiederverwendbar. Um sie miteinander zu kombinieren, kürzt, verzerrt und dehnt er diese Fragmente und fügt sie zu Loops zusammen, in denen die Spuren seiner Eingriffe immer ablesbar sind. Seine Videos, die auf Wiederholung und allmählicher Transformation basieren, verwenden Techniken, die an experimentelle Musikproduktion und nicht-narratives Kino erinnern. Oft bleibt dabei ein zentrales visuelles Element im Fokus der Kamera, um das sich die gesamte Welt zu drehen scheint. Als Abbild unserer Wahrnehmung dieser Welt verweisen die zusammengesetzten Bildelemente auf einen unsichtbaren Kosmos sozialer Abstraktion, unbewusster Gedanken und verworfener Sinneseindrücke.
Dabei ist der Künstler selbst immer präsent: manchmal explizit durch einen Kameraschwenk auf sein eigenes Gesicht, manchmal subtiler durch animierte Eingriffe, die bewusst die subjektive Bearbeitung des Materials betonen. Zusätzlich fliessen Aspekte der Biografie des Künstlers auf kodierte Weise in die Filme ein – insbesondere sein Interesse daran, wie das Durchqueren von menschengemachtem Raum das Bewusstsein verändert, sowie seine jüngsten Erfahrungen mit Krankheit. Durch eine Kombination aus direkter Darstellung individueller Elemente in ihrer Umgebung und demonstrativer Transformation von Bildern und Klängen bewegt er sich zwischen dokumentarischen Modalitäten und künstlichen, abstrakten Traumlandschaften. Die Reibung zwischen Repräsentation und Abstrahierung erzeugt Effekte des Wiedererkennens oder Verkennens, von Entfremdung oder Objektivierung, vom Feststecken oder Haltlosigkeit, von Desorientierung oder übernatürlicher Klarheit.
Seine Zeichnungen entstehen häufig als aufeinanderfolgende Variationen eines Ausgangsmotivs. Vergleichbar mit den einzelnen Frames einer handgezeichneten Animation folgen die Blätter in seinen Serien einer Sequenz, die ein umfassendes Ganzes bildet, sich aber einer chronologischen Logik widersetzt. Ohne figurative Absicht bestehen die Zeichnungen aus gedankenverlorenen Strichen und bewussten Linien. Gelegentlich tauchen Körperformen auf, ebenso wie die Erde in dieser Ausstellung – als ikonisches Bild für ein abstraktes, schwer greifbares Konzept eines Planeten, der seit seinem Eintritt in die populäre Vorstellungskraft ein Dreh- und Angelpunkt für die Ängste und Hoffnungen emanzipatorischer Politik gewesen ist.
Masharanis Zeichengebilde bewegen sich mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten, stoßen auf Blockaden, verzweigen sich, bilden Reservoirs und fließen über. So fügen sie verschiedene Formen des Denkens zusammen: verändertes, diskontinuierliches, allgegenwärtiges, verstreutes, schweifendes und fokussiertes. Durch eine Reihe von Reaktionen auf Zufälligkeiten offenbaren die finalen Formationen seiner Zeichnungen eine Abhängigkeit von Gesten: Eine anfängliche Markierung, eine kompositorische Entscheidung oder ein Collage-Element strukturiert das Schicksal der darauffolgenden Schritte und letztlich das gesamte Werk. Abstraktion dient somit auch als Sprache, um künstlerische Praxis im Allgemeinen zu verstehen. Die Zeichnungen manifestieren unterschiedliche Zustände künstlerischer Konzentration, entstehen parallel zu Masharanis Videoproduktionen und treiben damit seine künstlerische Praxis insgesamt voran.
Indem er zwischen genauer Betrachtung und einem umfassenderen Blickfeld hin und her wechselt, stellen seine beinahe meditativen Arbeiten stets die Frage: Was sehe ich mir da eigentlich an? Diese selbstreflexive Fragestellung entspringt dem Wunsch, das Zusammenspiel von Intuition und Überlegung zu untersuchen. Für seine erste institutionelle Einzelausstellung zeigt Masharani Werke, die den Weg einer erkundenden Praxis nachzeichnen. Sein spielerischer Umgang mit Permutation und Transformation verdeutlicht das Potenzial dieser Dynamiken, aufzuzeigen, dass sich Strukturen entwickeln und verändern können.
Die Ausstellung wird kuratiert von Otto Bonnen, Kurator Kunsthalle Zürich
Seine Videos entstehen nicht nach einer festen Vorplanung, sondern als Montagen aus zuvor aufgenommenem, handgezeichnetem und digital erzeugtem Material, das er kontinuierlich sammelt. Die Nachbearbeitung ist für ihn ein bedeutsamer Eingriff, denn er betrachtet jedes Medienfragment als potenziell wiederverwendbar. Um sie miteinander zu kombinieren, kürzt, verzerrt und dehnt er diese Fragmente und fügt sie zu Loops zusammen, in denen die Spuren seiner Eingriffe immer ablesbar sind. Seine Videos, die auf Wiederholung und allmählicher Transformation basieren, verwenden Techniken, die an experimentelle Musikproduktion und nicht-narratives Kino erinnern. Oft bleibt dabei ein zentrales visuelles Element im Fokus der Kamera, um das sich die gesamte Welt zu drehen scheint. Als Abbild unserer Wahrnehmung dieser Welt verweisen die zusammengesetzten Bildelemente auf einen unsichtbaren Kosmos sozialer Abstraktion, unbewusster Gedanken und verworfener Sinneseindrücke.
Dabei ist der Künstler selbst immer präsent: manchmal explizit durch einen Kameraschwenk auf sein eigenes Gesicht, manchmal subtiler durch animierte Eingriffe, die bewusst die subjektive Bearbeitung des Materials betonen. Zusätzlich fliessen Aspekte der Biografie des Künstlers auf kodierte Weise in die Filme ein – insbesondere sein Interesse daran, wie das Durchqueren von menschengemachtem Raum das Bewusstsein verändert, sowie seine jüngsten Erfahrungen mit Krankheit. Durch eine Kombination aus direkter Darstellung individueller Elemente in ihrer Umgebung und demonstrativer Transformation von Bildern und Klängen bewegt er sich zwischen dokumentarischen Modalitäten und künstlichen, abstrakten Traumlandschaften. Die Reibung zwischen Repräsentation und Abstrahierung erzeugt Effekte des Wiedererkennens oder Verkennens, von Entfremdung oder Objektivierung, vom Feststecken oder Haltlosigkeit, von Desorientierung oder übernatürlicher Klarheit.
Seine Zeichnungen entstehen häufig als aufeinanderfolgende Variationen eines Ausgangsmotivs. Vergleichbar mit den einzelnen Frames einer handgezeichneten Animation folgen die Blätter in seinen Serien einer Sequenz, die ein umfassendes Ganzes bildet, sich aber einer chronologischen Logik widersetzt. Ohne figurative Absicht bestehen die Zeichnungen aus gedankenverlorenen Strichen und bewussten Linien. Gelegentlich tauchen Körperformen auf, ebenso wie die Erde in dieser Ausstellung – als ikonisches Bild für ein abstraktes, schwer greifbares Konzept eines Planeten, der seit seinem Eintritt in die populäre Vorstellungskraft ein Dreh- und Angelpunkt für die Ängste und Hoffnungen emanzipatorischer Politik gewesen ist.
Masharanis Zeichengebilde bewegen sich mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten, stoßen auf Blockaden, verzweigen sich, bilden Reservoirs und fließen über. So fügen sie verschiedene Formen des Denkens zusammen: verändertes, diskontinuierliches, allgegenwärtiges, verstreutes, schweifendes und fokussiertes. Durch eine Reihe von Reaktionen auf Zufälligkeiten offenbaren die finalen Formationen seiner Zeichnungen eine Abhängigkeit von Gesten: Eine anfängliche Markierung, eine kompositorische Entscheidung oder ein Collage-Element strukturiert das Schicksal der darauffolgenden Schritte und letztlich das gesamte Werk. Abstraktion dient somit auch als Sprache, um künstlerische Praxis im Allgemeinen zu verstehen. Die Zeichnungen manifestieren unterschiedliche Zustände künstlerischer Konzentration, entstehen parallel zu Masharanis Videoproduktionen und treiben damit seine künstlerische Praxis insgesamt voran.
Indem er zwischen genauer Betrachtung und einem umfassenderen Blickfeld hin und her wechselt, stellen seine beinahe meditativen Arbeiten stets die Frage: Was sehe ich mir da eigentlich an? Diese selbstreflexive Fragestellung entspringt dem Wunsch, das Zusammenspiel von Intuition und Überlegung zu untersuchen. Für seine erste institutionelle Einzelausstellung zeigt Masharani Werke, die den Weg einer erkundenden Praxis nachzeichnen. Sein spielerischer Umgang mit Permutation und Transformation verdeutlicht das Potenzial dieser Dynamiken, aufzuzeigen, dass sich Strukturen entwickeln und verändern können.
Die Ausstellung wird kuratiert von Otto Bonnen, Kurator Kunsthalle Zürich
Veranstaltungsort
Datenquelle: VMS/ICOM Verband der Museen der Schweiz